Inselhandballer werfen in der 60. Minute das 32:31.

Die Filmreihe „Usedom-Krimi“ steht für Spannung und Unterhaltung. Doch genauso „prickelnd“ ging es in der Handballoberliga zwischen dem HSV Insel Usedom und dem Lausitzer HC Cottbus zu. Das Inselteam gewann buchstäblich in letzter Sekunde mit 32:31.

Wenn die Filme-Macher des „Usedom-Krimis“ einen geeigneten Ort für weitere Folgen suchen – die Ahlbecker Pommernhalle ist ein geeigneter Ort dafür. In einer hochdramatischen Schlussphase besiegten die Oberliga-Handballer des HSV Insel Usedom den LHC Cottbus mit 32:31.

Für schwache Nerven war das garantiert nichts. Ganze sechs Sekunden waren noch auf der Uhr angezeigt. Alexander Takev hatte gerade unter großem Jubel der Gäste zum 31:31 für den LHC ausgeglichen. HSV Trainer Nico Heidenreich zückte die Grüne Karte und besprach in der Unterbrechung den allerletzten Spielzug mit seinem Team. Die Abläufe in den letzten Sekunden mussten sitzen. Und tatsächlich: Patrick Glende eröffnete den Angriff mit dem Pass zu Gordon Wicht. Über Patrick Schmidt landete der Ball bei Marcus Deutsch, der die Lücke fand und den Ball in die Maschen drosch. Im grenzenlosen Jubel in der „Pommernhölle“ war das Tönen der Schlusssirene fast nicht zu hören, und auch Deutsch war schnell in der jubelnden Menge von Spielern und Verantwortlichen des HSV verschwunden.

„Ich muss den Hut vor der Mannschaft ziehen. Woche für Woche geben die Jungs alles, um solche Spiele auf die Platte zu bringen, auch wenn wir diesmal, vor allem in der zweiten Hälfte, sehr viele Fehler gemacht haben. Ich bin jetzt auch froh, dass wir am kommenden Wochenende frei haben und durchpusten können“, rang HSV-Trainer Nico Heidenreich auch in der anschließenden Pressekonferenz noch um Fassung.

So viel Spannung wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn besonders vor dem Seitenwechsel hatten die Hausherren das Spiel voll im Griff. Nach einer durchwachsenen Anfangsphase kamen die Usedomer mit zunehmender Spielzeit immer besser in die Partie. Christoph Dübener, der diesmal von Beginn an am Kreis aufgestellt war, war aber wieder sehr schnell runter von der Platte. Bereits nach 7 Minuten war die Partie für ihn beendet, nachdem er einen Angriff des LHC rüde gestoppt hatte. Es war eine vertretbare Entscheidung der Schiedsrichter, die später im Spiel bei einer Attacke gegen Patrick Glende das gleich Maß allerdings vermissen ließen.

Zu dieser Zeit war zumeist Cottbus in Front. Erst mit dem Doppelschlag von Patrick Schmidt zum 8:7 (12.) dreht sich die Partie. Bereits jetzt wurde es „heiß“ an der Seitenlinie. Heidenreich bekam ein Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt. Von der Unterzahl ließ sich sein Team jedoch nicht beeindrucken, es baute die Führung zwischenzeitlich auf sechs Tore (18:12/27.) aus. „Wir haben eine gute erste Halbzeit gesehen“, sagt Heidenreich. „Mit den Leistungen vorn bin ich sehr zufrieden. Nur hätte ich mir drei oder vier Gegentore weniger gewünscht. Wir wussten, dass Cottbus mit Widera und Takev starke Rückraumschützen hat. Wenn die ihren Freiraum bekommen, hat kein Torhüter der Liga eine Chance gegen diese Würfe. In der Halbzeit haben wir uns vorgenommen genauso weiter zu machen. Das hat allerdings nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten.“

Der Vorsprung schrumpfte immer weiter zusammen. Viele ungewohnte Fehler schlichen sich ins HSV-Spiel ein. In der 44. Minute schaffte dann Ex-HSVer Glenn Nietzel den Ausgleich zum 24:24. Das war jedoch nicht alles, denn in der Schlussphase gelang es den Gästen immer wieder, meist durch Tore von Nick Widera und Robert Takev, bis auf zwei Tore (28:26/51.) davonzuziehen. Erst in der letzten Spielminute gelang es Sidney Loof, wieder eine Führung für den HSV zu erzielen.

Was dann in den letzten Sekunden des Spiels folgte, war beste Werbung für den Handball. „Beide Teams haben sich nichts gegönnt“, sagt LHC-Torwarttrainer Klaus-Dieter Sklenar. „Natürlich sind wir traurig, dass wir mit nur einem Tor Unterschied verloren haben. Wir hätten einen Punkt verdient. Den Rückstand aus Hälfte eins aufzuholen, hat Kraft gekostet, da unsere Wechselbank nur spärlich besetzt war.“

Andreas Dumke