Tabellenführer ist ganz sicher der Traum eines jeden ehrgeizigen Sportlers. Die Handballer des HSV Insel Usedom haben sich diesen Traum am vergangenen Wochenende mit einem Sieg gegen den bisherigen Tabellenprimus Stralsund vorerst erfüllt. In einer packenden Partie setzten sich die Usedomer mit 23:20 durch und revanchierten sich für die 29:32 Hinspielniederlage in der Hansestadt. Das bedeutet vorerst 2 Pluspunkte Vorsprung für den HSV. Nach Minuspunkten rangieren beide Teams allerdings gleichauf. Beide haben jeweils einmal Remis gespielt und einmal verloren. Allerdings können die Stralsunder mit einem deutlich besseren Torverhältnis aufwarten. Sie sind dem HSV 50 Tore voraus. „Trotzdem ist es eine schöne Momentaufnahme“ meint HSV-Spielmacher Gordon Wicht. „Wir haben auf dieses Ziel hingearbeitet und sind jetzt natürlich auf die Partie vom letzten Samstag besonders stolz. Die Stimmung in der Halle war überragend. Unsere treuen Fans haben sich dieses Erlebnis wirklich verdient“ so Wicht weiter. Allerdings weiß auch er, dass es bis zum Saisonende noch ein weiter Weg ist. Noch 11 Spiele und so manch schweren Gegner haben die Usedomer noch „vor der Brust“. „Unsere volle Konzentration gilt jetzt dem kommenden Spiel beim Tabellenfünften Altlandsberg. Das ist eine spiel- und kampfstarke Mannschaft. Dort muss man auch erst einmal bestehen“ gibt Wicht als Nahziel aus, wobei noch nicht einmal sicher ist ob er am Samstag seiner Mannschaft helfen kann. Im Spiel gegen den SHV schied er Mitte der zweiten Halbzeit verletzt aus. Bis Samstag wird Physiotherapeut Alexander Schröder alle Hände voll zu tun haben um den 30jährigen fit zu bekommen. Angesprochen auf die Tabellensituation hat Wicht eine klare Meinung, zumindest zur sportlichen Situation: „Natürlich möchten wir immer gewinnen und Jeder will auch am Ende der Saison ganz oben stehen. Wenn es am Ende der Saison dazu kommen sollte, dann muss der Verein über Aufstieg oder Nichtaufstieg entscheiden. Das gibt es sicherlich jede Menge Faktoren, die dabei berücksichtigt werden müssen.“ Und genau damit beschäftigen sich im Hintergrund genau die Leute, die einen Einblick in die Finanzen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Vereins haben. Auch Vereinspräsident Lars Petersen hat als ehemaliger Sportler natürlich Verständnis für einen möglichen Aufstiegswunsch, tritt aber auf die Bremse: „Aus sportlicher Sicht verleiten ein Erfolg gegen die Ausnahmemannschaft der Liga und die momentane Tabellensituation natürlich zum verdienten Träumen. Wir haben ein tolles Team und die Jungs hätten es sich ganz sicher verdient sich eine Etage höher mit den Gegnern zu messen.“ Allerdings weiß auch er, dass die Realität leider anders aussieht: „Die Finanzsituation, rückläufige Zuschauerzahlen, steigende Personal- und Fahrkosten, immer schwieriger werdende Sponsorengewinnung und mangelnde Bereitschaft zum Ehrenamt: Ich könnte noch viele andere Beispiele nennen. Es wäre Leichtsinn diesen Weg zu gehen, der wahrscheinlich in einem finanziellen Chaos enden würde und im schlechtesten Falle neben der GmbH auch den Verein die Existenz kosten würde.“ So vorsichtig agiert man im Lager des HSV sicher auch, da die Insolvenz des Vorgängers „HSV Blau Weiß Insel Usedom“ im Jahre 2006 immer noch in den Köpfen steckt. Damals hatte man sich mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga finanziell übernommen und musste schlussendlich Insolvenz anmelden. Damit sich dies nicht wiederholt, hat auch Trainer und Geschäftsführer Nico Heidenreich eine klare Meinung: „Der Aufstieg ist für uns kein Thema. Wir konzentrieren uns weiter von Spiel zu Spiel. Wenn wir am Ende oben stehen, dann werden die Verantwortlichen ganz sicher ihre Köpfe zusammenstecken. Aber in der derzeitigen Situation, auch was die Kaderplanung für die kommende Saison angeht, ist der Aufstieg nicht unser Thema. Außerdem haben wir noch eine Menge Spiele vor uns. Gerade jetzt in Altlandsberg haben wir eine schwere Aufgabe vor uns, die wir erstmal lösen müssen.“