Es sind die Schattenseiten eines Sports: Krawall-Macher auf der Tribüne, die lautstark grölen und den Spielablauf stören. Von solchen Szenen bleibt der HSV Insel Usedom in der Regel verschont – bis zur letzten Partie gegen den VfL Lichtenrade.

Ausnahmsweise stand in der Pommernhalle am Samstagabend nicht der Handball im Mittelpunkt der Geschehnisse. Nein, auch nicht der Corona-Virus, der den Veranstaltern vor der Oberliga-Partie HSV Insel Usedom gegen VfL Lichtenrade (Endstand: 33:27) noch Kopfzerbrechen bereitete. Offenbar hatten einige VfL-Fans auch ganz ohne Fieber Hitze und präsentierten sich größtenteils oberkörperfrei am Spielfeldrand. Spätestens an diesem Punkt war abzusehen, dass die angereisten Berliner nicht unbedingt mit ihrem feinen Benehmen von sich reden machen würden.

Die Partie war gerade abgepfiffen, da überschlugen sich die Ereignisse auf der Tribüne und die Nackedei-Randalierer gerieten nach mehreren Provokationen mit den Heimfans aneinander. Die Security in der Halle hatte jede Menge zu tun, die aufgebrachten Fanlager zu trennen. „Die Gästefans kamen vor der Partie schon ziemlich stark alkoholisiert an. Das ist natürlich immer ein gewisses Risiko. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass ich sowas mal im Handballsport erleben muss“, ärgerte sich HSV-Trainer und Geschäftsführer Nico Heidenreich über die VfL-Anhänger.

Über weite Strecken feuerten die ihr Team lautstark mit Gesängen an, die man eher von den Fußballtribünen kennt. Und schon während des Spiels flog eine Bierbüchse in Richtung Platte, so dass die Security einschreiten musste. „Das steht Lichtenrade als Verein nicht gut zu Gesicht, solche Chaoten auch noch im Mannschaftsbus mitzunehmen. Das Spiel war jetzt nicht so hitzig, als dass sich das derart auf die Zuschauer hätte übertragen können“, so Heidenreichs Einschätzung.

Trotzdem musste im Anschluss an die Partie sogar die Polizei wegen des Verdachts der Sachbeschädigung hinzugezogen werden. Ein großes Lob hatte Heidenreich angesichts der Chaoten für die Securitymitarbeiter und die Spieler beider Mannschaften übrig: „Die haben alle versucht, die Situation zu deeskalieren und die Gemüter zu beruhigen. Das zeigt dann wieder, wofür unser Sport eigentlich steht: Auf dem Feld bekämpft man sich 60 Minuten lang, steht danach aber gemeinsam für die Sache ein.“

Selbst einigen Lichtenrader Spielern war die ganze Aktion sichtlich unangenehm: „Ich schäme mich für solche Fans“, meint einer der Aktiven, der namentlich aber nicht genannt werden wollte. Lichtenrades Trainer Stefan Krai ließ es sich dann aber in der anschließenden Pressekonferenz leider nicht nehmen weiteres Öl ins Feuer zu gießen, in dem er behauptete, selbst angegriffen worden zu sein.

So geriet das sportliche Geschehen schnell ins Hintertreffen, denn das Spiel selbst war zudem auch arm an Höhepunkten. „Das war von beiden Teams kein besonders gutes Spiel. Ich denke aber, dass wir die Partie insgesamt gut im Griff hatten. Immer wenn wir angezogen haben, konnten wir uns vom Gegner absetzen. 27 Gegentore sind allerdings zu viel“, fasst Rechtsaußen Alexander Leow zusammen.

Gerade zu Beginn tat sich der HSV ein wenig schwer. Schnell zogen die Gäste auf 1:3 davon. Innerhalb weniger Minuten fanden die Usedomer jedoch wieder in die Spur, glichen aus und gingen selbst mit drei Toren in Führung. Einmal gelang es den Gästen noch auszugleichen, für den Rest der Spielzeit lagen die Insulaner aber vorn. „Gegen die offensive Lichtenrader Deckung haben wir uns über weite Teile schwergetan. Das liegt uns nicht ganz so. Hinten haben wir eigentlich ganz gut gestanden. Insgesamt sind wir aber nicht so konstant aufgetreten, wie wir das vorhatten. Hinten raus hat es ein wenig besser funktioniert. Es war keine schöne Partie aber ein verdienter Arbeitssieg“, so Marcus Deutsch nach der Partie.

Gerade in der Endphase schwanden den Gästen ein wenig die Kräfte und der HSV spielte seine Überlegenheit aus. Auch eine Auszeit der Gäste nutzte da wenig: Sechs Minuten vor dem Ende der Partie nutzten die Usedomer eine Überzahlsituation gnadenlos aus um den Spielstand in die Höhe zu treiben. „Angesichts der Rahmenbedingungen bin ich zufrieden mit den zwei Punkten. Dawid Nowomiejski hatte sich kurzfristig krank gemeldet, Christopher Neidel konnte ich ebenfalls nicht einsetzen. Darek Zajac und Patrick Glende haben angeschlagen die Zähne zusammengebissen. Es war keine Glanzleistung aber ein verdienter Sieg“, so Heidenreich.

HSV: Krynski, Küster- Glende 11/3, Loof, Zajac 7, Leow 3, Wicht 2, Deutsch 6, Gröne, Mertins, von Angern, Gürgens 3, Städing 1, Neidel
Strafminuten: HSV: 8 VfL: 6
Strafwürfe: HSV: 3/3 VfL: 2/4