In einem tollen Spiel setzt sich der Oberliga-Spitzenreiter beim HSV Insel Usedom mit 34:31 durch
Das Gedränge vor der Ahlbecker Pommernhalle am Sonnabendabend war riesig. Noch kurz vor dem Anpfiff der Handball-Spitzenpartie in der Oberliga Ostsee-Spree zwischen dem Gastgeber HSV Insel Usedom, Tabellenzweiter, und dem Spitzenreiter Stralsunder HV begehrten immer noch mehr als 50 Fans Einlass. Und die Halle war schon knackevoll. Doch man rückte auf den Bänken immer noch ein Stück weiter zusammen, so dass alle in die Halle kamen. Mehr als 1100 Handballfans – darunter zahlreiche Anhänger der Sundstädter – erlebten die Partie, die die Hansestädter mit 34:31 (18:15) für sich entschieden.
„Wir waren zuversichtlich hierher gekommen und freuen uns riesig über diesen Erfolg“, sagte die Stralsunderin Ines Hamann. Sie war begeistert vom Sieg ihrer Mannschaft, aber auch von der großartigen Stimmung in der Pommernhalle. Und offensichtlich beflügelte es die Stralsunder Mannschaft ein wenig mehr, denn die „Unterstützung durch unsere Fans, die fast das ganze Spiel gestanden haben, hat uns noch zusätzlichen Schwung gegeben“, gab Steffen Fischer, Trainer des SHV, zu.
Dass seine Mannschaft an diesem Tag ein Stück besser war, lag unter anderem daran, dass die Gäste die Fehlerquote relativ gering hielten. Geringer allemal, als es der Gastgeber, der HSV, vermochte. Vor allem in der ersten Halbzeit klappten die Anspiele an den Kreis sehr oft nicht. „Wir haben diese Variante in dieser Phase zu oft versucht, waren nicht flexibel genug“, sagte Nico Heidenreich, Trainer des HSV.
Und dennoch waren sich beide Trainer darüber einig, dass das Prädikat „Spitzenspiel“ voll auf diese Begegnung zutraf. 65 Tore, schnelles und attraktives Spiel, flüssige Angriffe, Torwartparaden und eine tolle Stimmung in der Halle – alles passte!
„Wir sind überglücklich, dass wir hier gewonnen haben“, sagte Fischer unmittelbar nach dem Spiel. „Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Meisterschaft.“ Und dennoch gibt es für den Stralsunder Coach auch noch „Baustellen“ im Spiel seines Teams, das in den Umkehraktionen noch cleverer agieren müsse. „Der HSV kam oftmals zu einfachen Treffern, weil wir nicht schnell genug waren“, so Fischer. Während im Angriff viele gute Varianten gespielt wurden, habe es „hinten doch den einen oder anderen Fehler gegeben“.
Für Nico Heidenreich stand fest: „Das war ein Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe. Wir haben lange mitgehalten und uns immer wieder rangezogen.“ Auch seine Jungs hätten gut gespielt, „für Stralsund aber nicht gut genug.“ Und dennoch sagte Heidenreich, dass der Stralsunder Erfolg auch „etwas glücklich daherkommt.“
Gemeint ist, dass HSV-Keeper Lech Krynski – der wahrlich nicht schlecht gehalten hat – sieben-, achtmal auch wirklich Pech hatte. Entweder war er knapp mit den Händen oder Armen an den Bällen dran oder aber der Ball sprang nach Latten- oder Pfostentreffern doch noch ins Tor.
Doch Heidenreich ist Realist. „Der Unterschied liegt darin, dass wir im Spiel mehr Fehler hatten als die Stralsunder.“ Zudem sei es seiner Mannschaft nicht gelungen, sich auf die „Gangart“ der Schiedsrichter Nikos Seliger und Mehmet-Tolga Karamuk – sie gehören zum Bundesligakader – einzustellen. „Beide haben viel laufen lassen und wir haben es nicht geschafft, das auszunutzen, öfter und aggressiver in die Stralsunder Abwehr zu gehen.“
„Die Schiedsrichter haben eine klare Linie gepfiffen“, sagt auch Patrick Glende, bester Werfer auf Seiten des HSV. Er sieht sich und seine Mannschaft überhaupt nicht benachteiligt, „denn das Spiel war nicht überhart und insgesamt recht fair.“ Für Glende steht fest, „dass uns in der Abwehr der letzte Tick fehlte, der rechtzeitige Schritt nach vorn und das absolute Wollen. Bei Stralsund lief das besser.“ Immer in den entscheidenden Situationen habe es Fehler beim HSV gegeben. „Die Stralsunder haben verdient gewonnen. Sie waren an diesem Tag etwas cleverer als wir.“
Ralf Edelstein